Ausgewählte Werke

MODERNE KUNST: GRAFIK

Ben Nicholson, Two Jugs

BEN NICHOLSON, Two Jugs, L47, 1967, Inv.-Nr. 090.092.0034
© Stiftung DKM | Photo: SDKM

BEN NICHOLSON
Two Jugs, L47, 1967
Druck, Büttenpapier (Lafranca Papier)
263 x 237mm BH (Radierung), 410 x 375mm BH (Papier)


Zwei Grafiken von Ben Nicholson befinden sich, sowie das gesamte grafische Werk und zusätzlich einige der kostbaren Kupferdruckplatten in der Sammlung DKM. Aus einer jahrzehnteandauernden Freundschaft zu dem Papiermühlenbesitzer, Drucker- und Verlegerpaar Hedda und François Lafranca (TI, CH) konnten viele Werke ihren Weg in die Sammlung DKM finden. Das in alter Tradition hergestellte, handgeschöpfte Büttenpapier, aus den Tessiner Bergen, verleihen den Druckgrafiken von Ben Nicholson einen besonderen, unverwechselbaren Charakter.

Der britische Künstler Ben Nicholson (1894–1982), der seine Laufbahn als Maler zu Beginn der 1920er Jahre begann und zunächst abstrahierende Landschaften und Stillleben malte, war 1933–1935 Mitglied der Gruppe „abstraction-création“ in Paris.

In dieser Zeit hatte er bereits begonnen, zeichnerisch geschwungene Linien in Holzbretter zu schneiden, zu zeichnen und mit farbigen Flächen zu kombinieren.

1933 entstand dann eine Serie von Werken, die – rein abstrakt – nur mit Linien und Kreisen arbeitete, und im selben Jahr begann Nicholson mit seinen ersten gemalten Reliefs. In Paris lernte er auch Piet Mondrian kennen, mit dem ihn in der Folge, ebenso wie mit George Braque, eine enge Freundschaft verband.

In seinem Werken aus den 1940er und 50er Jahren sieht man die Durchdringung von geometrischer Abstraktion und figürlichen Umrissformen. Beides überlagert sich sowohl auf der gemalten Fläche als auch plastisch im Relief, wodurch ineinander verschachtelte fragmentarische Bildräume entstehen, die auch durch ihre differenzierte und subtil zurückhaltende Farbigkeit sehr poetisch wirken.

Einflüsse des Kubismus und konstruktivistischer Tendenzen sind bei Nicholson ebenso deutlich wie auch die freie zeichnerische Linienführung eines Picasso oder Matisse, doch entwickelt er aus diesen Inspirationen einen ganz eigenen Weg der Darstellung.

Auch in seinem großen graphischen Werk (Radierungen), das die Sammlung DKM fast geschlossen besitzt,[1] arbeitet Nicholson mit der freien zeichnerischen Umrisslinie. Er gelangt in der elementaren Vereinfachung der Formen, der Präzision seines zeichnerischen Stils und der souverän großzügigen Aufteilung auf dem Blatt zu einer Formsprache, die in ihrer Reduktion sehr komplex wirkt.

In der Beschränkung auf die Linie, das Schwarzweiß, und im Verzicht auf weitere Methoden zur Behandlung der Druckplatte schafft er prägnante und gleichzeitig offene Formen. Bei „Moon over Paros“ (1966) arbeitet er im Hintergrund mit dunklen Partien, um die Nacht anzudeuten. Mit den wenigen, gezielt gesetzten Linien und dem einfachen Stehenlassen von Druckerschwärze auf der Platte gelangt er zu einem Blatt voll atmosphärischen Ausdrucks und zeichnerischer Spannung.

[1] Vgl. dazu das Werkverzeichnis „Ben Nicholson, Etchings printed bei Francois Lafranca“, Kunsthalle Mannheim, 1984. In enger Zusammenarbeit haben Ben Nicholson und der Drucker und Editor Francois Lafranca/Locarno, die sich 1965 kennen lernten, Radiertechnik und Drucken in gemeinsamer Zusammenarbeit erprobt und perfektioniert.

Ute Riese, 2008

Literatur:
Stiftung DKM, Linien stiller Schönheit, 240 – 243, Abb. 241, 242. Bon à tirer – Atelier Lafranca no. 4, Locarno, 1983, Abb. 57, 90.

[1] Vgl. dazu das Werkverzeichnis „Ben Nicholson, Etchings printed bei Francois Lafranca“, Kunsthalle Mannheim, 1984. In enger Zusammenarbeit haben Ben Nicholson und der Drucker und Editor Francois Lafranca/Locarno, die sich 1965 kennen lernten, Radiertechnik und Drucken in gemeinsamer Zusammenarbeit erprobt und perfektioniert.

BEN NICHOLSON, Moon over Paros, L14, 1966, Inv.-Nr. 090.092.0024
© Stiftung DKM | Photo: SDKM

BEN NICHOLSON
Moon over Paros, L14, 1966
Büttenpapier (Lafranca Papier)
232 x 279mm BH (Radierung), 320 x 375mm BH (Papier)