ALTE KUNST: IRAN _ AMLASH
Ausgewählte Werke
Fragment einer Grabinschrift
Ägypten
Spätzeit, Mitte 1. Jt. v.u.Z.
Kalkstein
14,8 x 13,1 x 2,5 cm HBT
Die Hieroglyphen – eine Schrift in Bildern, aber keine Bilderschrift – waren von 3000 v.u.Z. bis ins 4. Jahrhundert n.u.Z. in Gebrauch und gerieten dann in Vergessenheit. Erst 1822 gelang dem genialen Franzosen J.F. Champollion (1790–1832) ihre Entzifferung. Den Schlüssel zur Entzifferung bildete im Wesentlichen das in „drei Sprachen“, Hieroglyphisch, Demotisch und Griechisch, abgefasste Dekret auf dem berühmten Stein von Rosette, dessen Auffindung im Jahr 1799 der Napoleonischen Militär- und Gelehrtenexpedition zu verdanken ist (1798–1801). Champollion erkannte, dass es sich bei den Hieroglyphen um ein gemischtes System von Laut- und Bildzeichen handelt und dass die meisten Zeichen phonetisch zu lesen sind. Heute kann man die altägyptischen Texte mit zunehmender Genauigkeit übersetzen, doch die korrekte Aussprache der Wörter ist nach wie vor nicht möglich, da die Ägypter keine Vokale, sondern nur Konsonanten geschrieben haben.
Das vorliegende Inschriftfragment mit den versenkten Hieroglyphen, in denen sich noch blaue und rote Farbreste befinden, dürfte von einer Grabinschrift stammen. Erhalten sind von oben nach unten das nicht näher bestimmbare Zeichen für den Lautwert „m“, der Riegel für den Lautwert „s“ und die Ligatur (d.h. die Verbindung zweier Zeichen) von Schmutzgeier und Sichel mit der Lesung „ma“. Die Rückseite des Fragmentes weist originale Meißelspuren auf.
Die Schrift war stets ein Teil der Kunst, und Wort und Bild waren vor allem während der Anfänge der Schrift untrennbar verbunden. Das hieroglyphische Schriftsystem war im Gegensatz zu unserem Alphabet nie abgeschlossen. Obwohl einmal definierte Zeichen über Jahrtausende hinweg unverändert bestehen blieben, konnten jederzeit neue Hieroglyphen dazu erfunden werden.
André Wiese, 2011
Literatur
A. Wiese, Die Hieroglyphe Mensch, Zeitschrift für Semiotik, 16 (3– 4), 1994, 297–317. Stiftung DKM, Ägypten _ Egypt, Duisburg, 2011, Kat.-Nr. 33, 70 – 71.