Ausgewählte Werke

ALTE KUNST: ÄGYPTEN

Geschmauchtes Gefäß

Großes schwarz geschmauchtes Gefäß, Inv.-Nr. 020.006.0005
© Stiftung DKM | Photo: SDKM

ÄGYPTEN
Prähistorisch, Negade I, 1. Hälfte 4. Jt. v.u.Z.
Gebrannter Ton
36,8 x 21,0 (14,8) cm HD (Ø Öffnung)


Das 4. Jahrtausend v.u.Z. bildete die Blütezeit der ägyptischen Keramik. Die handgemachten Gefäße der älteren Negadekultur (1. Hälfte 4. Jt. v.u.Z.) zeichnen sich vor allem durch ihre Farb- und Formgebung aus. Das Besondere an diesen schlichten Tongefäßen ist der Rot-Schwarz-Effekt. Während der Gefäßkörper leuchtend rot poliert ist, weist der Rand eine schwarz glänzende Schmauchung auf. Diese Zweifärbung wurde in einem Brandvorgang erreicht. Für die Rotfärbung wurden die Gefäße vor dem Brand mit Ocker überzogen und mit einem Polierstein geglättet. Dann steckte man sie mit der Öffnung nach unten in die Asche des Töpferofens. Der so an dieser Stelle erfolgte Reduktionsbrand unter Luftausschluss bewirkte die charakteristische Schwarzfärbung des Randes und der Innenfläche des Gefäßes. Der freibleibende Teil des Gefäßes färbte sich durch den luftreicheren Oxidationsbrand leuchtend rot.

Meistens treffen wir auf mehr oder weniger schlanke Becher mit schmaler Lippe, die unten spitz zulaufen oder über eine kleine Standfläche verfügen. Selten erreichen die Gefäße eine Höhe von über 50 cm. Das hier vorgestellte Gefäß gehört mit beinahe 40 cm Höhe zu den großen Exemplaren dieser Gattung und zeigt die eben beschriebene Zweifarbigkeit sehr deutlich.

Solche Gefäße dienten vorwiegend als Vorratsbehälter und wurden zusammen mit dem Leichnam in einfachen Grubengräbern bestattet. Sie dokumentieren die intensive Fürsorge um den Verstorbenen und den damit verbundenen Glauben an ein Fortleben im Jenseits bereits in dieser frühen Kulturstufe. Noch in der jüngeren Negadekultur wurden solche Gefäße neben den „rotfigurigen“ hergestellt.

André Wiese, 2011

Literatur

Kaiser, Zur inneren Chronologie der Naqadakultur, Archaeologia Geographica 6, 1957, 69 ff. H. Kayser, Ägyptisches Kunsthandwerk. Ein Handbuch für Sammler und Liebhaber, Braunschweig 1996, 73 ff. A. Lucas, Black and Black-Topped Pottery, ASAE 32, 1932, 93 – 96. A. Lucas – J.R. Harris, Ancient Egyptian Materials and Industries, London 1989, 367 – 385, esp. 377 – 381. M. Page-Gasser – A. Wiese, Augenblicke der Ewigkeit. Unbekannte Schätze aus Schweizer Privatbesitz, Mainz 1997, 20 f., no. 2. Stiftung DKM, Ägypten _ Egypt, Duisburg, 2011, 24 – 25, Kat.-Nr. 1.