Ausgewählte Werke

ALTE KUNST: ÄGYPTEN

Kopf des Gottes Bes

Kopf des Gottes Bes, Inv.-Nr. 020.004.0007
© Stiftung DKM | Photo: SDKM

Ptolemäisch, spätes 4. oder frühes 3. Jh. v.u.Z.
Glasartige Fayence
5,1 x 4,0 x 2,5 cm HBT


Der Kopf stammt von einer größeren Figur des volkstümlichen Schutzgottes Bes, einem Mischwesen aus Löwe und Zwerg. Er besteht aus sogenannter „glassy faience“, wie man im Englischen sagt, einer seltenen glasähnlichen Variante von ägyptischer Fayence, die im Kern normalerweise porös erscheint. Der vorliegende Kopf aber ist in seinem Innern hart und kompakt wie Glas, und auch seine Oberfläche hat glasigen Charakter. Die Oberfläche ist hellblau, gewisse Details sind in dunkelvioletter Farbe ausgeführt. Stilistisch datiert der Beskopf in die frühe Ptolemäerzeit, wohl am ehesten in das 3. Jh. v.u.Z.

Das fratzenhafte Gesicht des Gottes ist an Feinheit und Ausdruckskraft kaum zu übertreffen. Wie üblich streckt er seinem Gegner die Zunge heraus und fixiert ihn mit seinem stechenden Blick. Dabei hat er die Augenbrauen nach oben gezogen. Ornamental wirkt sein zottiger Bart mit den filigran gedrehten Locken am Ende. Die Federkrone, die einst auf seinem Haupt angebracht war, fehlt heute. Sie war separat gearbeitet und in den noch vorhandenen Kalathos eingesetzt. Der Kalathos selbst ist mit zwei übereinander liegenden Friesen von Uräusschlangen verziert. Auf den Löwenaspekt des Bes weisen noch die runden abstehenden Ohren hin, in denen das Fell des Raubtieres zu erkennen ist. Der krummbeinige Zwergengott war zudem in ein Löwen- oder Leopardenfell gehüllt, das auf Brusthöhe mit einem Leopardenkopf verziert war.

Der Bes galt seit dem Mittleren Reich als Beschützer der Geburt und Spender von Lebenskraft. Damals nannte man ihn noch Aha, „den Kämpfer“. Den heute gebräuchlichen Namen Bes erhielt er erst im Neuen Reich.

 

André Wiese

Literatur
F.D. Friedman, Gifts of the Nile. Ancient Egyptian Faience, London 1998, 108f. nos. 73 –75. R. Busz – P. Gercke (eds). Türkis und Azur. Quarzkeramik im Orient und Okzident, Staatliche Museen Kassel 1999, 286, no. 27. A. Caubet – G. Pierrat-Bonnfoi (eds.), Fayence de l’Antiquité de l’Egypte à l’Iran, Paris 2005, 159, ill. 425. Stiftung DKM, Ägypten _ Egypt, 2011, Kat.-Nr. 55.