Die gesamte Grafik

BLINKY PALERMO

16.03.2024 – 01.09.2024

Flipper, 1970, Blinky Palermo, 2-teiliger Farbsiebdruck auf weißem Offsetkarton, je 86 x 66 cm
Photo: SDKM

Blinky Palermo entwickelte eine unverkennbare, eigene, abstrakte Bildsprache. Mit der Grafik „Flipper“ schafft es Palermo, die Blinklichteffekte einer Spielhalle mit einem abstrakten Bildpaar zu verknüpfen. Der Kampf am Automaten, den Palermo angeblich in seiner Stammkneipe in Düsseldorf des Öfteren geführt haben soll, lässt sich spielerisch mit der Frage verbinden, wie ein Bild aussehen soll. Die karierte Verkleidung eines Flipperautomaten diente ihm als Vorlage für „Flipper“. Palermo wandte sich von der Malerei des abstrakten Gemäldes in die Druckgrafik. Diese verstand er als das „demokratische“ Medium.

SDKM

Von dem Maler Peter Heisterkamp, alias Blinky Palermo (1943–1977), besitzt die Sammlung DKM die komplette Graphik,[1] darunter eine Reihe kleinformatiger Folien-Prägedrucke, die mit „Miniaturen“ bezeichnet sind. Die Blätter (Aquarellbütten) sind alle je 40 x 27cm groß und stammen aus dem Jahr 1972. Palermo, der an der Düsseldorfer Akademie die Klasse von Joseph Beuys besucht hatte, verband in seiner Kunst auf eine individuelle Weise Einflüsse der amerikanischen Farbfeld-, Minimal- und Hard-Edge-Malerei mit einer sehr poetischen Sensibilität. Seine Arbeiten sind so eher in einem Zusammenhang mit romantischen Konzeptionen zu sehen als mit radikal entmystifizierenden selbstbezüglichen Malereipositionen (Stella, Kelly, Reinhardt…). Es gelingt Palermo, durch wenige Formen, wenige klare, meist leuchtende Farben und Kontraste eine eigenartige Atmosphäre herzustellen, die Joseph Beuys nach Palermos Tod einmal als eine „von Poesie gesättigte Ausstrahlung“ beschrieb. Das, was die unterschiedlichen Einzelarbeiten verbindet, in denen auch Referenzen an frühere konstruktive Positionen wie Malewitsch und Mondrian spürbar werden, ist mehr die „poetische Idee“ (Beuys), als ein geschlossener konzeptueller Ansatz, der sich in den einzelnen Werkserien zusammenhängend ablesen ließe. Palermo schafft, so drückte es Lazlo Glozer treffend aus, „Bilder, die konstruktive Grundformen haben, und dann durch eine Offenheit, durch eine Verschiebung, durch eine Un- oder Anti-Perfektion eben wieder das zurückzunehmen, was sie anzeigen.“[2] Zu dieser Idee gehört auch das Fragmentarische als wichtiges Grundelement, und dies spielt auch bei den Miniaturen eine wichtige Rolle: Die farbigen Formen und Flächen „begegnen“ sich hier quasi nur in ihrer „Schnittmenge“, scheinen nur in einem kleinen Feld im Zentrum des Blattes sichtbar zu werden. Gerade durch die Anschnitte und den großen weißen Umraum aber entsteht jedoch die Vorstellung, dass sie sich weit über den Rand des Blattes hinaus in die Ferne erstrecken.

Ute Riese

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[1] Palermo Druckgraphik 1970–74, Städtisches Museum Leverkusen 1975.
[2] „Über Blinky Palermo“, Gespräch zwischen Laszlo Glozer und Joseph Beuys, Ausstellungskatalog Kunsthalle Winterthur, 1984