ALTE KUNST: IRAN _ AMLASH
Ausgewählte Werke
Askos in Gestalt eines Buckelrindes
Gilan-Kultur, 1250 – 800 v.u.Z
Gebrannter Ton
28,8 x 8,2 x 29,6 cm LBH
Überaus kräftig und dynamisch sind die Buckelrinder (Zebu) der Gilan-Kultur gestaltet. Ihre Silhouette bildet eine schwungvolle Einheit, in der sich eine Kreisform erkennen lässt, ausgehend von der Wamme über den Buckel bis hin zum Hinterteil. Mächtig ist das leicht nach vorne ausladende Gehörn ausgeführt, klein dagegen wirken die spitzen Ohren, die z.T. durchbohrt und mit Ohrringen aus Gold oder Bronze versehen sein konnten. Ein feiner Steg markiert Wamme und Schwanz. Auch das männliche Geschlechtsteil ist angegeben. Der Kopf des Rindes ist zu einer Schnabeltülle umgearbeitet, die als Ein- und Ausgussöffnung diente. Bis auf die Stummelbeine und das Gehörn ist das Tier hohl geformt.
Das Ursprungsgebiet des Zebus, das deutlich an seinem charakteristischen Buckel und der Wamme zu erkennen ist, liegt vermutlich im Iran, von wo es sich bis nach Indien und Afrika ausbreitete. Seit der Antike bis heute ist das Buckelrind ein beliebtes Haustier, das für verschiedene Zwecke eingesetzt werden kann. Wie die vielen Darstellungen von Buckelrindern in der Gilan-Kultur zeigen, war das Zebu in dieser Gegend besonders beliebt.
Die Gefäße in Gestalt von Buckelrindern sind in den Gräbern von Marlik am häufigsten bezeugt; insgesamt 17 Exemplare kamen zum Vorschein. Neben diesen Tongefäßen existieren auch Bronzestatuetten von Zebus. Andere Rindergefäße oder -figuren aus Ton sind wiederum mit Rädern versehen. Sie als Spielzeuge abzutun, wäre wohl verfehlt. Die Ohrringe jedenfalls deuten darauf hin, dass ihnen ein höherer Stellenwert zukam. Über die Bedeutung der Ganztiergefäße im Bestattungszusammenhang wurde in der Einleitung schon gesprochen. Speziell das Buckelrind wurde zudem als Symbol der Macht und Fruchtbarkeit betrachtet, in ihm hat man sogar ein Symbol sexueller Potenz erkannt, wie dies für den Stier ja auch in anderen Kulturen bezeugt ist (z.B. Ägypten und Kreta).
André Wiese
Katalog _ Museum DKM: Iran _ Amlash
Literatur
E.O. Negahban, Marlik. The Complete Excavation Report, The University Museum Monograph 87, 2 vols., Philadelphia PA 1996, 116–122 plates 36–38 nos. 83–99. Paradeisos. Frühe Tierbilder aus Persien aus der Sammlung Elisabeth und Peter Suter-Dürsteler, exhibition catalogue Basel, Basel 1992, 62f. no. 15. T.S. Kawami, Ancient Iranian Ceramics from the Arthur M. Sackler Collections, New York 1992, 135f. no. 49. W. Seipel (ed.), 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran, exhibition catalogue Basel, Vienna 2003, 156f. no. 83. M. Guggisberg, Frühgriechische Tierkeramik. Zur Entwicklung und Bedeutung der Tiergefäße und der hohlen Tierfiguren in der späten Bronze- und frühen Eisenzeit (ca. 1600–700 v.Chr.), Mainz 1996, 341–345. Iran_Amlash, 2011, Kat.-Nr. 1, 20–22.