Echo`s Pool

CHRISTINE BORLAND, STEFAN KERN, JÖRG LENZLINGER & GERDA STEINER, THOMAS LOCHER, RICHARD SERRA

31.05.2001 – 05.08.2001

ECHO'S POOL. Fünf jüdische Friedhöfe am Niederrhein & fünf künstlerische Einlassungen
Foto: Werner J. Hannappel

Echo’s Pool

Mit einer Ausstellung in der Stiftung DKM tritt das von art in dialog initiierte Projekt Echo’s Pool zu neuen Perspektiven auf jüdische Kultur in Deutschland erstmals an die Öffentlichkeit. Das an der Universität Witten/Herdecke angesiedelte Projekt ist ein transdisziplinäres Vorhaben zwischen Kulturtheorie, künstlerischer Praxis und lokaler Kommunikation. Die Initiatoren von Echo’s Pool kommen dementsprechend aus unterschiedlichen Fachrichtungen: Jörg und Karen van den Berg (Kunstwissenschaftler) und Sebastian Manhart (Historiker).
Im Umfeld von fünf jüdischen Landfriedhöfen am Niederrhein werden fünf ortsgebundene künstlerische Arbeiten entstehen, die mit den Friedhöfen in einen Dialog treten und zu neuen Sichtweisen auf diese Orte führen sollen. Die Arbeiten werden dauerhaft an den Orten verbleiben.
Die fünf hierzu eingeladenen Künstler bzw. Künstlerpaare (Christine Borland (GB), Stefan Kern (D), Jörg Lenzlinger/Gerda Steiner (CH), Thomas Locher (D) und Richard Serra (USA)) werden mit je einem Werk in den Ausstellungsräumen der Stiftung DKM, gegenüber dem jüdischen Gemeindezentrum in Duisburg, vorgestellt. Zu sehen sind hier noch nicht Modelle der Arbeiten für die Friedhöfe, sondern Werke der Künstler, die einen Einblick in ihre Arbeitsweise geben. Einen Eindruck von den Orten erhält man durch eine Fotoserie von Werner J. Hannappel (D), der die Orte über mehrere Jahre immer wieder aufgenommen hat.

Dem transdiziplinären Ansatz des Projekts entsprechend, besteht die Ausstellung jedoch aus mehr als einer Präsentation künstlerischer Arbeiten. Sie versteht sich als Plattform für einen beginnenden Diskurs. So wird hier eine kleine Bibliothek eingerichtet, es finden Diskussionsveranstaltungen statt und die Kuratoren werden während der Öffnungszeiten meistenteils selbst in der Ausstellung als Gesprächspartner zur Verfügung stehen. Das Leipziger Architektenteam quartier vier hat zu diesem Zweck den Ausstellungsraum als einen Kommunikations- und Studienraum konzipiert.
Kunst wird von den Ausstellungsmachern Jörg und Karen van den Berg von der Universität Witten/Herdecke als eine interpretierende Praxis unter anderen möglichen verstanden, nicht als ein abgeschlossenes System, das sich in Kunstinstitutionen abspielt. Was Kunst jedoch vor allen anderen Praxen auszeichnet, ist ihre suggestive Kraft, die Fragiles und auch Abseitiges bedeutend machen kann sowie die Fähigkeit zu einer aller Theoriebildung voraus liegenden Bildlichkeit, die wiederum zu neuen Theoriebildungen herausfordert. In diesem Sinne werden in dem Projekt Echo´s Pool verschiedene gesellschaftliche Handlungsfelder und Reflexionsweisen aufeinander bezogen.
Die Kunst soll neue Sichtweisen auf die historischen Orte jüdischer Religion entwerfen. Jüdische Friedhöfe werden in der heutigen deutschen Öffentlichkeit wie Holocaustmahnmale gelesen, als solche waren und sind sie aber nicht gemeint. Deshalb werden in der Umgebung der Friedhöfe denn auch keine Gedenksteine oder Mahnmale entstehen. Kunst zeigt nicht das, was wir schon wissen, sondern entwirft ganz unerwartete Bilder. Und diese treten hier in ein brisantes Bezugsfeld.
Deshalb ist nicht nur eine Kooperation mit Gemeinden und Schulen Teil des Projekts, sondern auch die wissenschaftliche Aufarbeitung. Die kulturpolitischen und –theoretischen Kontexte werden nicht nur während der Ausstellung in der Reihe gespräche um vier diskutiert, sondern auch in einem hochkarätig besetzen wissenschaftlichen Symposion an der Privaten Universität Witten/Herdecke.
In der komplexen Verbindung von Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft ist Echo`s Pool ein typisches Projekt von art in dialog, dem von den Ausstellungsmachern Jörg und Karen van den Berg an der Universität Witten/Herdecke betriebenen Bereich, der Kunst jenseits von Kunstinstitutionen inszeniert. Aber auch die Stiftung DKM zeigt mit ihrem Engagement in diesem Projekt, dass es ihr um mehr geht als um einen kunstinternen Diskurs auf höchstem Niveau.