Ausgewählte Werke

ALTE KUNST: ÄGYPTEN

Fischschwanzförmiges Messer

Fischschwanzförmiges Messer, Inv.-Nr. 020.009.0006
© Stiftung DKM | Photo: SDKM

Altes Reich, 5./6. Dynastie, ca. 2450 – 2200 v.u.Z.
Heller Kalkstein
L 12,0 cm, B oben 4,8 cm, B Schaft 3,6 cm, T 0,6 cm


Ein spezielles Ritualgerät bildet dieses Modell eines fischschwanzförmigen Messers, das den ägyptischen Namen „Peseschkef“ trägt

und im so genannten Mundöffnungsritual eine zentrale Rolle spielte. Sein flacher Schaft hat rechteckige Form, nur das obere Ende ist fischschwanzförmig verbreitert. In früher Zeit wurde es aus Silex (Feuerstein) hergestellt, der fein retuschiert wurde, später wurde es aus Kalkstein gefertigt, in seltenen Fällen hat man auch Edelmetall verwendet.

Zusammen mit anderen Ritualgeräten findet man es vorzugsweise in Gräbern des Alten Reiches. Dort kamen auch komplette Gerätesätze mit entsprechendem „Etui“ zum Vorschein. Bei diesen „Etuis“ handelt es sich um rechteckige Kalksteinplatten mit Vertiefungen, in denen die Ritualgegenstände passgenau Platz fanden. Zu einem solchen Gerätesatz gehören neben dem Fischschwanzmesser, daumenförmige Messer sowie kleine Salb- bzw. Räuchergefäße, die jeweils paarweise mitgegeben wurden. Das vorliegende Fischschwanzmesser stammt mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls aus solch einem Satz.

Das altägyptische Mundöffnungsritual diente ursprünglich ausschließlich zur Belebung und Beseelung von Statuen bzw. der Mumie. In der Grabstatue konnte der Bildhauer zwar die äußere Erscheinung des Verstorbenen festhalten, zu ihrer Belebung jedoch bedurfte es weiterer ritueller Handlungen. Unter dem Rezitieren von Sprüchen aus dem Mundöffnungsritual kamen die oben genannten Geräte zum Einsatz. Der Sem-Priester führte dabei u.a. das „Peseschkef“ an Mund und Nase der Statue. Mit Hilfe der magischen Kraft der Instrumente glaubte man, die Sinne der Statue erwecken zu können und sie zur Aufnahme von Speisen zu befähigen.

André Wiese

Katalog _ Museum DKM: Ägypten

Literatur
H.W. Müller, Ägyptische Kunstwerke, Kleinfunde und Glas aus der Sammlung E. und M. Kofler-Truniger, Lucerne, Berlin 1964, 55, no. A 88. Hans Kayser, Ägyptisches Kunsthandwerk, Braunschweig 1969, 66f. H.A. Schlögl, Geschenk des Nils. Aegyptische Kunstwerke aus Schweizer Besitz, Basel 1978, 32, no. 109. On the mouth opening ceremony: E. Otto, Das altägyptische Mundöffnungsritual, 2 vols., Wiesbaden 1960. About the utensils: Hans Bonnet, Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin 1952, 488.