Ausgewählte Werke

ALTE KUNST: ÄGYPTEN

Relieffragment mit dem Kopf eines Beamten

Kopf eines Höflings, Inv.-Nr. 020.004.0002
© Stiftung DKM | Photo: SDKM

ÄGYPTEN
Altes Reich, 5./6. Dynastie, ca. 2450 – 2200 v.u.Z.
Kalkstein, rote Farbspuren
9,0 x 11,1 x 4,2 cm HBT


Die größte Blütezeit der Reliefkunst erlebte Ägypten im Alten Reich. Schönstes Zeugnis dafür sind die Beamtengräber in Gisa und Sakkara, die so genannten Mastabas, die in ihrem Innern über und über reliefiert sind, größtenteils mit Bildern aus dem täglichen Leben des Grabherrn. Die Flach- und Rundbilder des Grabherrn und seiner Familie hatten damals keine repräsentative Funktion, sondern dienten ausschließlich als Ersatzkörper, in denen die beseelende Lebenskraft des Verstorbenen, der „Ka“, zeitweise einwohnen konnte. Der „Ka“ konnte dadurch die Totenopfer und Gebetswünsche entgegennehmen und am täglichen Leben teilnehmen.

Das kleine Fragment mit dem nach rechts gerichtetem Kopf eines Höflings ist sehr fein gearbeitet. Der Beamte trägt eine kurze Löckchenperücke. Deutlich ist auch der Schminkstrich zu erkennen, der vom äußeren Augenzwickel zur Schläfe führt.

Im Verlauf der 5. Dynastie setzte im Bereich der Privatplastik eine Typisierung der Bildnisse ein, und ein allgemeines Menschenbild begann sich durchzusetzen. Noch in der 4. Dynastie waren die ägyptischen Bildnisse von individuellen Zügen geprägt, wie uns zum Beispiel die so genannten Ersatzköpfe aus Gisa deutlich vor Augen führen. Mit der Serienherstellung von Statuen und der reichen Bilddekoration in den Gräbern im fortgeschrittenen Alten Reich wurde automatisch die Darstellung des Menschen standardisiert. Individualitätsträger war von da an allein der in Hieroglyphenschrift beigefügte Name.

André Wiese, 2011

Literatur

N. Cherpion, La conception de l’Homme à l’Ancien Empire, d’après les bas-reliefs figurant les notables, in: L’art égyptien au temps des pyramides, Paris 1999, 83 – 93. Cherpion, La conception de l’Homme à l’Ancien Empire, d’après les bas-reliefs figurant les notables, in: L’art égyptien au temps des pyramides, Paris 1999, 83 – 93. J. Assmann, Ikonologie der Identität. Vier Stilkategorien der Altägyptischen Bildniskunst, in: Das Bildnis in der Kunst des Orients, (eds. M. Kraatz etc.), Stuttgart 1990, 17 – 36, esp. 20 – 24. Stiftung DKM, Linien stiller Schönheit, Duisburg 2008, S. 32, 33. Stiftung DKM, Ägypten _ Egypt, Duisburg 2011, S. 50 – 51, Kat.-Nr. 55.