Lucifer’s Vortex

TOM FECHT

08.03.2021 – 05.09.2021

Tom Fecht, Lucifer's Vortex, 2020
Foto: Tom Fecht

Mit Lucifer’s Vortex richtet das Museum DKM die zweite umfangreiche Einzelausstellung des Künstlers Tom Fecht (DE, 1952) aus, in der seine dramatische Nachtfotografie im Mittelpunkt steht.

Die künstlerische Praxis Tom Fechts ist stark von seinem früheren Werdegang als Ingenieur und Kunsthistoriker geprägt. Sowohl komplexe Bildmedien naturwissenschaftlicher Forschung als auch kunsthistorische Bezüge bereicherten nachhaltig das Repertoire seiner fotografischen Imagination und bilden für die Ausstellung Lucifer’s Vortex den Ausgangspunkt seiner fotografischen Meeres- und Portraitstudien.

Auftakt der Ausstellung bildet die gleichnamige Arbeit „Lucifer’s Vortex“, die uns, den Gesetzen der Schwerkraft folgend, wie ein Sog in die Ausstellung zieht. Das Phänomen des Strudels nahm Fecht im Zwielicht der Abenddämmerung auf, sprichwörtlich «entre chien et loup» als die ersten blauen Strahlen des Tageslichts sich mit den noch vorhandenen Reflektionen des Vollmondlichtes mischten. Zwei Soundtracks unter dem Titel „Europe 2020“ begleiten das Werk und die Ausstellung. Sie verstärken somit nicht nur die sinnliche Erfahrung als foto-akustische Installation, sondern unterstreichen mittels ihrer dramatisch aufgeladenen Klänge zugleich die Ungewissheit unserer Zeit.

Die Bedeutung der Naturgewalten sowie das Zusammenspiel aus Licht und Dunkel als Leitmotive Tom Fechts fotografischen Wirkens zeigen sich in der 10-teiligen Serie „Electric Cinema“: Blitze und deren elektrische Ströme als einzige Lichtquelle im unendlichen Dunkel der Nacht. Zuseiten offenbart das Triptychon „Luciferine“ die Biolumineszenz des Ozeans. Wie auf einem pastösen Gemälde mischt sich das Wasser mit den leuchtenden Meeresorganismen auf der Oberfläche des vom Mondschein erleuchteten Atlantiks. Ein seltenes Naturschauspiel, dessen Flüchtigkeit im Augen-Blick des Fotografen festgehalten ist. Vergänglichkeit versus Unendlichkeit, Momente des Übergangs und der Transition sind in den Nachtfotografien Tom Fechts allgegenwärtig. Die Ausstellung Lucifer’s Vortex scheint mit der Omnipräsenz der Naturgewalten auf die Fragilität der Spezies Mensch zu verweisen. Das christlich-abendländisch geprägte Bildmotiv der Himmelsleiter, das auf der Portraitstudie „Jacob’s Ladder“ im Dunkel des Nichts aufleuchtet, mag die Ungewissheit des Lebensweges verdeutlichen. Im Moment des Auf- oder Abstiegs ist ein blanker Erdling mit dem Gewicht auf dem linken Fuß und dem rechten Fuß in der Schwebe zu sehen, als könnte er sich nicht entscheiden, in welche Richtung sein Weg fortzusetzen ist oder als liege es nicht in seiner Macht.

Tom Fecht lebt in Chène-Bougeries bei Genf; sein Arbeitsmittelpunkt ist sein Forschungsstudio an der französischen Atlantikküste, in der Bretagne. Er studierte Kybernetik, Thermodynamik und Ingenieurswissenschaften an der Columbia University, New York sowie Kunstgeschichte an der Technischen Universität Berlin. 1972 gründete er die Elefanten Press Galerie, 1978 den gleichnamigen Verlag und war über Jahrzehnte als Verleger und Galerist tätig, bevor er in den 1990er Jahren seine künstlerische Laufbahn einschlug. 1992 war er auf Jan Hoets documenta IX mit seinem Großprojekt Mémoire nomade vertreten, das er 18 Jahre lang verfolgte. Ende der 90er Jahre begann er, sich auf das Medium Fotografie zu konzentrieren und widmete sich in den Folgejahren insbesondere dem Genre der Portraits, der Natur- und schließlich der Nachtfotografie. Die Stiftung DKM vereint wichtige Werke aus Tom Fechts Œuvre, die in der Dauerausstellung Linien stiller Schönheit zu sehen sind. Seine Einzelausstellung TiefenZeit. Tom Fecht präsentierte das Museum DKM 2017.

Werke in der Ausstellung

Eingangsbereich

INCERTITUDE, 2020
Plakat, Offsetdruck
176 x 265 x 12 cm

Finis Terrae (Umzug ins Offene), 1999/2007
C-Print
36 x 56 cm

Raum I

LUCIFER’s VORTEX. Entre Chien et Loup, 2018
Unique Thermo-Sublimation-Print, Aluminiumrahmen mit Diffuser und dimmbarer LED Hinterleuchtung
176 x 265 x 12 cm

The Crossing (Mont Saint Michel), 2004
Fine Art Piezo Pigment Print, Aludibond
48 x 40 cm

Raum II

FIGURINE (Gravitational Spin), 1999 / 2016
Silvergelatin vintage print with Selenium toning on Baryta paper
126 x 101 x 4 cm

Tides #316, #331,#334, #335, #336, #337, #340, #341, #344, #350, #352, #357, #365, #366, #368, 2011/2018
15 Marine Miniaturen, Piezo-Pigment Drucke auf Permajet 285 g/m²
je 43 x 33 cm

Luciferines, 2021
C-Prints auf Alu
je 180 x 125 cm

Electric Cinema I bis X, 2007-2011
Piezo Pigment Print
je70 x 212 cm

Raum III

BASICS, 1997/2018
Silbergelatine, Handabzug vom Negativ 8‘‘x10‘‘Baryt Papier
249 x 128 cm

JACOB’s LADDER, 2005/2021
C-print
36,5 x 56,5 cm (Rahmenmaß)

Raum IV

Jacob’s Ladder, 1999
Silbergelatine, Baryt Papier laminiert auf 2 mm Aluminium
246 x 126 cm

Gravity Mirror, 2016
Polierter Edelstahl
183 x 49,5 x 0,5 cm

Luciferine #2479, 2020
Unique Fine Art Piezo-Pigment Print; Stahlrahmen
107,5 x 78,3 cm