Sebastian – Chronik einer Arbeit
10.11.2018 – 06.10.2019
Das Museum DKM zeigte 2018/2019 einen von Dorothee von Windheim (*1945) eingerichteten Künstlerraum. Die in Köln lebende Künstlerin referiert in ihrem Werk häufig auf Reliquien und Heiligendarstellungen, um Fragen von Bild, Abbild und Abdruck zu thematisieren. Oft dokumentiert sie dabei den Entstehungsprozess. Mit der Chronik der Arbeit zum hl. Sebastian stellt sie einen Entstehungszusammenhang dar, der sich über eine Spanne von 44 Jahren – fast der gesamte Zeitraum ihres künstlerischen Schaffens – erstreckt und ihre vielfältigen Arbeitsweisen und -techniken darstellt.
Seit der Eröffnung des Museum DKM 2009 ist von Windheim mit einem Raum, der ihre Arbeit für Hanau dokumentiert, in der Dauerausstellung vertreten. Bisher wurde die Skulptur, die aus den Bronzeabgüssen zweier aus der verwitterten Parkmauer des Barockschlosses Philippsruhe herausgebrochenen Steine besteht, ergänzt durch die Dokumentation ihres Entstehungsprozess und durch zwei Mauerstücke von der Elbchaussee in Hamburg.
Ab dem November 2018 war in diesem Raum eine Vitrinenarbeit zu sehen, die durch die Legende vom hl. Sebastian inspiriert wurde: Das große rote Tuch mit roter Lochstickerei erinnert abstrakt an die Verletzungen des Märtyrers, ist aber nicht ausgebreitet zu sehen, sondern wird zusammengeknüllt gezeigt. Entgegen der verbreiteten Darstellung des hl. Sebastian, mit von Pfeilen durchbohrtem Körper, wählt die Künstlerin einen weniger traditionellen Ansatz. Sie hat die Arbeit nach dem Abdruck eines Baumleibes gefertigt, dessen Rinde durch tiefe, an Einschüsse erinnernde Löcher gezeichnet war. Begleitet wird die Präsentation von der Entwicklungsgeschichte des ausgestellten Stückes in Form einer Text-/Fotoarbeit und von Arbeiten, die Zwischenschritte darstellen.
Bereits 1971 fertigte von Windheim den ersten Abdruck eines Baumstamms an, in dem sie ein Bild ihrer selbst erkannte. Die Arbeitsweise, das Bild durch Reiben mit der bloßen Hand auf mit Wasser benetztem Musselinstoff abzudrücken, erinnerte sie an die Entstehung des Schweißtuches der heiligen Veronika. Seither setzt die Künstlerin sich mit dieser Geschichte, die sie als „Darstellung des Abdrucks par excellence in der Kunstgeschichte“ wahrnimmt, auseinander. Mit der Entdeckung eines Baums, der durch zahlreiche Verletzungen der Rinde in ihr Assoziationen an die Legende des hl. Sebastian hervorrief, setzte von Windheim diese Praxis fort. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung wurde in der Ausstellung präsentiert.