ALTE KUNST: CHINA
Ausgewählte Werke
Torso eines stehenden Buddha
CHINA
Nördliche Qi-Dynastie, 550 – 577 n.u.Z.
Kalkstein
71cm H
Der Torso besitzt eine subtile plastische Qualität und Geschlossenheit, obwohl Kopf, Füße und die einst erhobene linke Hand fehlen. Ein faltenloses Gewand umfließt den gelöst wirkenden Körper und betont die Linien von Becken und Beinen, die von den herabfallenden langen Ärmeln eingerahmt werden. Die Linienführung des rechten Armes wirkt äußerst graziös und geht in die nach unten gebogene Hand über, die mit leichter Geste einen Zipfel des Gewandes fasst. Das Gewand war vermutlich rot bemalt, worauf noch Farbspuren hindeuten.
Das leichte, völlig faltenlose Buddhagewand, scheint wie ein nasses Tuch am Körper zu liegen. In China wurde dieser Stil als „aus dem Wasser herauskommend“ (chu shui) bezeichnet. Er geht auf die nordindischen Vorbilder von Mathurā und Sāmāth zurück, wo im 4. und 5. Jahrhundert frühe Zentren buddhistischer Kunst bestanden.
Solche körperbetonten Plastiken wurden wiederholt in den letzten Jahrzehnten bei Ausgrabungen ehemaliger Tempelstätten in der Provinz Shandong entdeckt (Rückkehr des Buddha, 82). Die Plastik hat Ähnlichkeit mit dem ungewöhnlichen Torso eines stehenden Buddha aus dem Hortfund von Qingzhou derselben Periode, bei dem die Anatomie des Körpers noch stärker hervortritt (Rückkehr des Buddha, S. 183).
Norbert Deuchert, 2008
Vergleichsstücke: Rückkehr des Buddha, S. 183. Masterpieces, 98 – 111. Stiftung DKM, Linien stiller Schönheit, 2008, 124 – 125.