Wylermeer
17.03.2001 – 10.05.2001
Zehn Bildtafeln über Bartning, Joyce, Beuys und zehn Donnerschläge am Wylerberg
Was verbindet die Villa Wylerberg, dieses expressionistische Landhaus von Otto Bartning (1921-1924) an der niederländisch-deutschen Grenze, mit den Donnerwörtern aus James Joyce´ Finnegans Wake?
Der Zyklus Wylermeer des Schweizer Künstlers Hannes Vogel aus dem Jahre 1996 gibt Aufschluss: Er entfaltet auf zehn Schrift-Bild-Tafeln das spannende Netzwerk literarischer, künstlerischer, musikalischer und mythologischer Bezüge zwischen dem historischen Ort und Joyce.
Die Bildtafeln (Foto auf Aluminium mit Hochglanz-Lichtschutzfolie hinter Glas, je 90x120cm, Sammlung DKM) zeigen die Buchstaben der Donnerwörter in bedeutungsvoller Anordnung auf Fotografien des Hauses Wylerberg, das aus verschiedenen Perspektiven und bei scheinbar gewittrigen Lichtverhältnissen aufgenommen wurde. Die auf den Tafeln sich hervorhebenden Buchstaben ergeben nacheinander gelesen den Namen Joseph Beuys.
Beuys, der im benachbarten Kleve aufwuchs, verfolgte das seit den fünfziger Jahren wieder erblühende kulturelle Leben in der Villa, die bis 1966 von Alice Schuster und Else C. Kraus bewohnt wurde. Alice Schuster arbeitete intensiv aber letztlich vergeblich an einer deutschen Übersetzung von Finnegans Wake, ihre Freundin war Pianistin und wie Cage Schülerin von Arnold Schönberg. Gemeinsam luden sie zu Kulturveranstaltungen, insbesondere Konzerten in ihr Haus: „1950, Beuys liest im Haus Wylermeer Finnegans Wake“ heißt es im Lebenslauf/Werklauf des damals noch unbekannten Bildhauers. Auf ihn geht also die Umwidmung des Ortsnamens «Wylerberg» in das weiblich assoziierte «Wylermeer» zurück.
„Vogels Arbeit hebt darauf ab, dass Beuys sich, d.h. Themen und Dinge, die ihm sehr nah waren, bei der Joyce-Lektüre wiedererkannte. Zahlreiche Kommentare des Künstlers und offensichtliche sowie versteckte Anspielungen in Joseph Beuys´ Werken bezeugen das.“ (Christa-Maria Lerm-Hayes, in: WYLERMEER – Der Berg, auf dem sich Vogel, Beuys, Joyce, Cage, Bartning… mit zehn Donnerschlägen treffen. Basel, Duisburg 1997)
Seit 1987 setzt sich Vogel künstlerisch mit Joyce- Themen auseinander. Seine jüngste Ausstellung im Züricher Literaturmuseum Strauhof mit dem Titel James Joyce, „gedacht durch meine Augen“, die auch den Zyklus Wylermeer zeigte, endete mit großem Erfolg am 4.Februar. Die zehn Bildtafeln gehen nun zurück zur Stiftung DKM, um ab dem 17.März in den visuellen und inhaltlichen Mittelpunkt einer spartenübergreifenden Veranstaltungsreihe über Joyce zu rücken.
In enger Zusammenarbeit mit Hannes Vogel, der Stadt Duisburg, der Züricher James-Joyce-Stiftung, dem Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen (Wissenschaftszentrum NRW) sowie der Kunsthochschule für Medien in Köln und mit freundlicher Unterstützung durch die Schweizer Kulturstiftung PRO HELVETIA ist ein umfassendes Rahmenprogramm entstanden.